Eine Reihe von Themen lassen sich nicht
in die
Polarität Tod-Mutter einordnen. Sie stehen - für uns - unverbunden oder in
anderen Zusammenhängen je für sich. Zum Teil lassen sie ihre Zugehörigkeit
zur indoeuropäischen Mythologie erkennen, zum Teil zur schamanistischen
Schicht. Bei einigen ist die mythologische Bedeutung fraglich und einige sind zwar
eindeutig allegorisch oder mythologisch, aber ohne erkennbaren Zusammenhang.
Gerade unter den schwer deutbaren sind aber
solche, die als zentral für die keltischen Vorstellungen gelten müssen.
(Schuhmacher, Kette und Köpfe, Kette und Vögel, Horn/Geweih, Füße im Schoß).
GOTT DER TIERE
Verschiedene Darstellungen aus dem Umkreis des
Horngottes (Cernunnos) lassen vermuten,
dass dieser so etwas wie ein Gott der Waldtiere war.
Er trägt ein Hirschgeweih, ist von Tieren umgeben, unter anderen von Hirsch,
Stier und von der widderköpfigen Schlange.
Auch sein entfernter Namensvetter,
St.
Kornely gilt als Beschützer von Tieren, und in der bretonischen Sagenwelt ist
ein Einsiedler Herr über alle (Wald-)Tiere. Dies wiederum findet sich wieder in
der Gestalt von Genovevas Sohn Schmerzenreich, der sich mit den Waldtieren
anfreundet.
Eine davon unabhängige Darstellung eines
Gottes der Tiere gibt "The Lady of the Fountain", wo Kynon auf einer
Waldlichtung einem Herrn der Tiere begegnet.
Dieser Traditionskreis ist nicht
indoeuropäisch, sondern lässt auf die schamanistische Schicht durchblicken und
ist deshalb als ferne Erinnerung an Jagdzauber und Beschwörung der als heilig
verehrten Jagdopfer zu sehen. Vielleicht aber war der Gott der Tiere noch auch
bei den Kelten eine Gestalt des Jagdzaubers und der Tier-Beschwörung.
KRANKES AUGE
Das Kranke oder Böse Auge ist - wie manche
andere - ein Thema, das auf indoeuropäische Gemeinsamkeiten verweisen kann. Da
es in keltischen Überlieferungen oft funktionslos erscheint, ist zu vermuten,
dass es sich dort zwar aus indoeuropäischen Quellen erhalten hat, aber auch
schon nicht mehr recht verstanden wurde.
Balor hat ein krankes Auge, das sich nur
während der Schlacht öffnet, ansonsten muss es mit Instrumenten offen gehalten
werden (Ist das etwa eine Allegorie für die magische Macht?) Ähnliches wird ja
auch
von Yspaddaden berichtet.
Dem König Cormac mac Art wird ein
Auge ausgeschlagen, und zwar durch einem Oengus, ein Name der die Brücke
schlägt zu Midir, dem durch einen Haselzweig ein Auge verloren geht, das aber wieder
geheilt wird. Nuadas Portier, der ja wohl als Druide angesehen werden
muss, ist einäugig;
die Badb schielt auf einem Auge, ein Hinweis, dass sie für eine Druidin steht.
Das kranke, böse, auffallende oder auch
fehlende Auge ist also wohl ein Symbol oder eine Allegorie für die magische
Macht und damit für das Druidentum.
KRANKER ARM
Ein kranker Arm ist wohl nur als Hinweis auf
eine Schwächung zu verstehen. Er findet sich außer bei einer Berta in einer
Legende nur bei Nuada, der ja ohnehin ein schwacher König ist.
PORTIERGESCHICHTEN
Bei seiner Ankunft vor Tara muss
Lug einen
Wortwechsel mit dem Pförtner bestehen, um vorgelassen zu werden. Ähnliches
wird in "Cwlhuch" von Arthurs Schloss berichtet, und in einem Märchen
auch von einem Oengus.
Es lässt sich daraus ein gewisses
Zutrittsritual erschließen oder auch eine Beschwörung, vor allem, wenn man
bedenkt, dass die Pförtner wohl als Symbol für Druiden anzusehen sind.
SCHWEINEHIRTEN
Die Figur des Schweinehirten ist recht häufig
anzutreffen.
- Trystan, einer der drei machtvollen
Schweinehirten, hütete die Schweine von March Sohn des Meirchion;
- Pryderi Sohn des Pwyll hütete die Schweine
von Pendaran Dyfed in Emlyn;
- Coll Sohn des Collvrewi, der dritte der drei
machtvollen Schweinehirten, hütete Henwen, die Sau von Dallwaran
Dalben;
- der Stier Donn von Cualgne ist das Ende
vieler Transformationen, die er als Schweinehirt begonnen hat (ebenso der
Stier Findbennach);
- der Text "Chophur in da muccida" handelt
von zwei Schweinehirten.
Es ist jedoch vor allem mangels
irgendwelcher Hinweise
fraglich, ob es sich um eine Gestalt aus dem mythologischen Bereich handelt und
nicht vielmehr um eine gesellschaftlich bezeichnete.
SCHUHMACHER
Die Bedeutung, die der Schuhmacher einmal für
die Mythologie gehabt hat, ist völlig verloren und unzugänglich. An
verschiedenen Stellen finden sich aber noch Hinweise auf uneinheitliche
Bedeutungskomplexe.
Als Lugoves (Plural von
Lug?) ist ein
Götterpaar überliefert, das auch als collegium sutorum bezeichnet wird. Gwydion
und Lleu Law Gyffes treten inkognito als Schuhmacher verwandelt vor Arianrod,
Lleu ist in den Welsh Triads einer der Drei Goldenen Schuhmacher - wir haben also drei
Hinweise auf Lug als Schuhmacher, eventuell in Verbindung mit Anonymität oder
Inkognito.
Diese Verbindung findet sich ebenfalls bei
Cassivellaunos, der als Schuhmacher verkleidet nach Rom geht.
Manawyddan ist
ebenfalls einer der Drei
Goldenen Schuhmacher, tritt im Mabinogi als Schuhmacher (oder nur Handwerker?)
auf. Manawyda bedeutet im britisch-walisischen die Ahle.
In der bretonischen
Legendentradition ist die Ahle ein Instrument, um
Recht zu bekommen (das lässt auf eine Richterfunktion der Schuhmacher-Gestalten
schließen), oder auch um jemanden dem Tode zu weihen. (Hinweis auf das
Todesurteil und damit wieder auf die Richterfunktion).
In einem bretonischen Märchen hat eine
Prinzessin einen Schuhmacher. Der irische Leprecaun wieder tritt als Schuhmacher
auf und hütet Schätze.
Der häufige Topos Schuhmacher ist also einmal
mit Inkognito (Magie? Reise? Trance? Geheimaktivitäten?), dann aber auch mit
Richtertum und auch mit Reichtum verknüpft.