Thesen zur Rekonstruktion der
keltischen Glaubensvorstellungen 3 Theses on celtic religion webmaster@gruenverlag.de Thèses sur la religion des celtes |
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Schwierigkeiten der Märchen und Legenden als legitime Quellen Deistische Schicht Schema zum Wandel
der Keuschheitstest; Jungfernschaft
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Vergleiche dazu Diodorus' Bericht von dem Keltenkönig Brennus, welcher im 4. Jhdt. v. Chr. nach Delphi kam und sich wunderte, daß die Griechen die Götter mit menschlicher Gestalt dachten und sie in Stein oder Holz darstellten. Erst die Berührung mit Griechen und Römern, besonders die politische Unterwerfung durch letztere, hat den keltischen Völkern zu einem System von Göttern, zu einem Götterhimmel verholfen.Hatten die Kelten also vorher keinen Götterglauben? Sowohl die Vielzahl stammeseigener Lokalgottheiten wie auch die Tatsache, dass die von Dumézil beschriebenen drei Funktionen sich bei den Kelten ebenfalls bestimmten Göttergestalten zuordnen lassen, sprechen dafür, dass auch die vorrömische Keltenreligion götterartige Wesenheiten kannte. Somit ergibt sich hier das Bild, dass die Kelten einerseits Naturwesen und Ahnen verehrten, welche sie unter römisch-griechischem Einfluss, zum Teil auch schon vor der Eroberung Galliens, begannen, Götter zu nennen. Andererseits besaßen sie die indo-europäischen Götter als allgemein verehrte Gottheiten, wie sie in ihrer Funktion von De Vries, Le Roux und anderen aufgeklärt wurden. Eine Gleichsetzung der gallischen oder auch anderer Götter mit römischen ist vor 50 v. Chr. aber nicht zu rechtfertigen.Mit dieser These ist sowohl das Nebeneinander von vielen Göttern wie auch die weite Verbreitung einiger weniger Götter erklärt; ist das Rätselhafte, Wunderbare, das Aberglaubenhafte, welches schon den römischen Schriftstellern bemerkenswert erschien, auf den Schamanismus zurückgeführt, welcher sozusagen mit der Verehrung von Göttern koexistent war. Druiden waren nicht die Priester von Göttern, eher Medizinmänner, welche im Laufe der Zeit als Kaste systematisiert, priesterähnlich wurden. Selbstverständlich hat es zwischen der Schamanenschicht und der Götterschicht Beeinflussungen, Austausch, Angleichungen und Verschmelzungen gegeben, umso eher, als es ja keinen verbindlichen Kanon des Glaubens gab und die keltischen Völker als phantasiebegabt zu gelten haben. Das Ende kam für die Druiden in Britannien mit den Römern (Vernichtung des Druidenzentrums in Mon [heute Anglesey] durch Paullinus, 60 nach Chr.). Danach gibt es keine keine Anzeichen mehr für Druiden auf der britischen Insel, wohl aber für keltische Götter! Dies ist ein weiterer Hinweis darauf, dass Druidentum und Götterhimmel zwei unterschiedliche Bereiche sind. Das Ende dieser britischen Götter kam ebenso wie das Ende des Druidentums in Gallien und Irland und die dortigen Götter mit der Verbreitung der christlichen Klöster. Allerdings verschwand der nunmehr als Heidentum angesehene Glaube (der auf der Heide zelebriert wurde, vgl. paien-pays, paganus, heath-heathendom) nicht über Nacht und nicht spurlos. Im Gegenteil finden sich sowohl in den Heiligen- und Mönchslegenden wie in den christlichen Gebräuchen wie auch in Dokumenten der Christenmissionierung und schließlich in historischen Quellen zahllose Hinweise darauf, dass beide Religionen nebeneinander bestanden, in Gallien bis mindestens ins sechste Jahrhundert, also bis zur Zeit der Franken, in Irland gar bis ins zehnte Jahrhundert, also bis zur Zeit der Normannen. Das Keltentum ist nicht untergegangen, sondern im westeuropäischen Christentum aufgegangen. |